WASSERFEUERMENSCH

“… Der Besucher wird in der ‘Legenda’ blättern, in der wir aber nicht wie in der Legenda Aurea, die wir historisch, kunsthistorisch kennen, Heilige sehen. Alles ist reduziert auf Farbe, auf Material, auf Schwarz und Gold. Und dieses Schwarz und Gold, dieser Dualismus zieht sich durch die gesamte Installation. … Es werden viele Assoziationen stimuliert. Nehmen wir das Gold, das uns erinnert an altchristliche und byzantinische Kunst, an den neutralen Hintergrund, vor dem Heiligenfiguren dargestellt werden. Der Goldgrund, der zur Erhöhung, zur Überhöhung dient, einen Eindruck von Kostbarkeit vermittelt. Das Schwarz erinnert uns an Überlegungen Malewitschs, der das schwarze Quadrat auf weißem Grund als einen Höhepunkt der Kunst ansah, als das Ende des Alten und gleichzeitig als Neubeginn. Schwarz als unendliche Tiefe, als nichtbegrenzbarer Raum. Schwarz aber auch mit all seinen Assoziationen von Nacht, Trauer, Dunkelheit.
Geht man jetzt einen Schritt weiter und sucht nach einer direkten Thematik von Karl-Heinz Mauermann, dann muß man sagen, daß er sich in der gesamten Kunstgeschichte bedient, bei kultischen Sprachen, bei den Religionen – und auch nicht davor zurückschreckt, Dinge aus dem Alltäglichen aufzugreifen, ganz triviale Gegenstände. … Diese werden jedoch erhöht. Setzt man z.B. diese Mausefalle, einen trivialen Gegenstand, der jedoch ästhetisch, schön geformt ist, auf ein Samtkissen, so bekommt sie eine neue Qualität, wird zur Krone, zu etwas Kostbaren. Man erinnert sich an Zeremonien. Der dazugehörige Text allerdings irritiert. Das ist die nächste Stufe. Es gibt so etwas wie einen Titel. Dann kippt der Text um, es wird eine ganz andere Information gegeben, eine Information, die scheinbar nicht mit dem, was wir sehen, zu tun hat. Diese Irritation möchte ich mit der Arbeitsweise der Surrealisten vergleichen, die ihren Arbeiten, Bildern, Skulpturen ganz gezielt Titel gaben, die eben nicht auf das verweisen, was man in den Arbeiten selbst sehen konnte. …
Bei all den Arbeiten Karl-Heinz Mauermanns, die hier präsentiert sind, müssen wir uns wirklich ‘einsehen’, die Texte lesen. Ich bin sicher, daß unser Verhalten sich ändern wird, je nach Bildung, Kenntnis der Kulturgeschichte, Kenntnis von Kulturkreisen, Kulturen. … “

Dr. Helen Koriath, aus der Einführungsrede

ZUR AUSSTELLUNG WASSERFEUERMENSCH

Museum Folkwang, 18.2. – 13.3.1988
Eine Veranstaltung des WBK

 

 

 

 

WASSERFEUERMENSCH in: Stockschläge